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Donnerstag, 22. Juli 2010

Schlafmittel Virus

Chronisches Erschöpfungssyndrom möglicherweise durch Infektion verursacht

Von Volkart Wildermuth

Das chronische Erschöpfungssyndrom verwirrt Patienten und Mediziner, die Patienten sind stark eingeschränkt, ohne dass eine klare Ursache zu finden ist. In der aktuellen Ausgabe von Science berichten jetzt Forscher aus den USA jetzt von einem ganz neuen Virus als Ursache.

Chronisches Erschöpfungssyndrom, Englisch Chronic Fatigue Syndrom oder kurz CFS. Unter Ärzten ist noch immer umstritten, ob es sich hier um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Für Professor Carmen Scheibenbogen ist das keine Frage. Sie leitet die Imundefektsprechstunde der Charité, schon seit DDR Zeiten eine Anlaufstelle für Berliner CFS-Patienten.


"Leitsymptom ist sicher eine ganz schwere Erschöpfung, die so schwer ist, dass die meisten Leute ihre normalen Tätigkeiten gar nicht mehr ausführen können, aus dem Leben geworfen sind, wie es so schön heißt. Die Patienten haben Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gliederschmerzen, können sich oft nicht mehr gut konzentrieren. Das tritt typischerweise auch ziemlich akut auf, beginnt also wie ein Virusinfekt und im Unterschied zu einem Virusinfekt, den wir alle ab und an haben, werden diese Patienten aber nicht mehr gesund."


Klingt wie eine Virusinfektion, aber die Forscher fanden nur vage Hinweise, auf Epstein-Barr-, Cytomegalie- oder Herpesviren. Diese Erreger sind aber auch in der breiten Bevölkerung häufig zu finden. Am Whittemore-Peterson-Institute im amerikanischen Reno konnte nun Professor Judy Mikovits eine spezifische Verbindung zwischen einem Virus und dem chronischen Erschöpfungssyndrom nachweisen.


"In der normalen Bevölkerung finden wir dieses Virus bei vier Prozent aller Personen. Unter CFS-Patienten sind dagegen mindestens neun von zehn infiziert. Bei zwei Dritteln konnten wir das Virus im Blut isolieren, die anderen haben Antikörper, hatten also einmal Kontakt zu dem Virus."


Das Virus nennt sich XMRV und wurde vor drei Jahren bei einem Teil der Prostatatumoren entdeckt. Nahe Verwandte dieses sogenannten Retrovirus befallen Mäuse und andere Nager. Die menschliche Variante ist wohl erst vor 30, 40 Jahren entstanden. Judy Mikovits ist davon überzeugt, dass XMRV die Symptome des chronischen Erschöpfungssyndroms verursacht. Das Virus vermehrt sich in verschiedenen Zellen des menschlichen Immunsystems. So schwächt es die Abwehrkräfte und ermöglicht es dadurch anderen Viren, den Körper zu schädigen. Solche unterschiedlichen Sekundärinfektionen könnten das uneinheitliche Bild des chronischen Erschöpfungssyndroms erklären. Für viele Symptome kann aber auch XMRV direkt verantwortlich sein. Judy Mikovits:


"Das Hüllprotein der Viren führt bei Tieren zum Untergang von Nervenzellen, und es stört die Bildung der roten Blutkörperchen. Wir beobachten große Mengen dieses Hüllproteins bei unseren Patienten. Ihre Zellen bekommen nicht genug Sauerstoff, daher die Erschöpfung. Die Gene des Virus werden über Hormone aktiviert. So erklären Entzündungen, Stresshormone und Geschlechtshormone das Auf und Ab der Symptome."
Klingt plausibel, ist aber noch kein Beweis für die zentrale Rolle von XMRV beim Chronischen Erschöpfungssyndrom. Judy Mikovits will die Skeptiker überzeugen, indem sie anhand alter Blutproben nachweist, dass die Symptome erst nach einer Infektion mit XMRV auftreten. Doch ganz egal, wie das ausgeht, Carmen Scheibenbogen will auch an der Charité einen XMRV-Test etablieren, als Hilfsmittel für die Diagnose des chronischen Erschöpfungssyndroms.


"Für die Patienten ist es zunächst mal ganz wichtig, damit sie wissen was mit ihnen los ist. Das ist wichtig für die Akzeptanz der Erkrankung gegenüber den Krankenkassen, gegenüber möglicherweise auch Rentenversicherungsträgern, gegenüber der Familie et cetera. Und der zweite Schritt ist, wenn man die Diagnose sicher stellen kann, kann man natürlich auch sehr viel besser Medikamente prüfen."
Entzündungshemmer oder Aids-Medikamente könnten auch beim chronischen Erschöpfungssyndrom hilfreich sein. Judy Mikovits will sie schon bald in Studien testen.


"Die Chancen sind gut, dass wir erste Medikamente schon in den nächsten zwei Jahren haben werden."

09.10.2009 - http://www.dradio.de

Sonntag, 11. Juli 2010

Seltene Krankheiten

Die Stiefkinder der Medizin

Sie laufen jahrelang von Arzt zu Arzt, bis sie eine Diagnose erhalten. Und sie fühlen sich vernachlässigt von der Forschung. Menschen mit seltenen Erkrankungen suchen nach Lösungen für ihr Leiden und können sich oft nur auf sich selbst verlassen.

06. Juli 2010 

Der kleine Schwindel zur Begrüßung ist derart zur Gewohnheit geworden, dass Franziska W. sich erst besinnen muss. „Gut geht es“, sagt sie automatisch. Schüttelt dann aber den Kopf. „Nein, eigentlich war diese Woche eher schlimm.“

Franziska W. hustet. Ein kurzes, rauhes Husten, das die 45 Jahre alte Lehrerin an diesem Abend noch öfter mit dem warmen Schal dämpft, den sie um den Hals geschlungen hat. „Bei vier Ärzten bin ich gewesen: Dermatologin, Radiologe, Homöopathin und Hausarzt.“ Beim Hausarzt war die Berlinerin zur Kontrolluntersuchung. „Ein Wert war besser als das letzte Mal, ein anderer schlechter. Ich weiß nicht, ob ich euphorisch oder traurig sein soll.“ Ungewissheit auch nach dem Besuch bei der Dermatologin: „Sie hat mir kortisonhaltige Salbe verschrieben, aber eigentlich war sie ratlos.“ Franziska W. zieht das Hosenbein hoch. Rot-bläuliche Punkte sind auf der Wade verstreut. Sie ähneln Insektenstichen. Eine lästige Kleinigkeit? Vielleicht. Die Hautprobleme könnten jedoch auch auf einen Krankheitsschub hindeuten. Franziska W. hat Sarkoidose. In ihrer Lunge haben sich mikroskopisch kleine Knötchen gebildet, sogenannte Granulome. Aber auch Haut, Augen, Leber, Milz und das Herz können bei Sarkoidose befallen werden, im Prinzip der ganze Körper.

Diagnose: Sarkoidose

„Machen Sie sich keine Sorgen“, hatten die Ärzte die Berlinerin anfangs beruhigt. Sie habe die akute Form der Sarkoidose, das Löfgren-Syndrom. In achtzig bis neunzig Prozent der Fälle heile die Krankheit aus. Nicht so bei Franziska W. Sie gehört zu den Patienten, bei denen sich Sarkoidose zum chronischen Leiden verfestigt hat. Das sind die eher seltenen Fälle einer Krankheit, die ohnehin zu den sogenannten seltenen Erkrankungen zählt.

In der EU wird eine Krankheit als selten eingestuft, wenn sie bei weniger als fünf von 10 000 Einwohnern eines Landes diagnostiziert wird. Insgesamt sind jedoch Millionen von Menschen betroffen. 5000 bis 8000 seltene Erkrankungen sind bekannt. Sarkoidose fällt noch so gerade eben in die Kategorie. Die Deutsche Sarkoidose-Vereinigung verweist auf Studien, nach denen unter 100 000 Einwohnern in Deutschland etwa vierzig bis fünfzig an der Krankheit leiden. Insgesamt wird die Zahl der Sarkoidose-Kranken hierzulande auf 32 000 bis 40 000 geschätzt.

Seltene Krankheiten werden selten erforscht

Wie bei vielen seltenen Erkrankungen weiß man über Sarkoidose wenig. Was ist die Ursache? Welche Rolle spielen die Gene, aber auch Umweltfaktoren? Warum trifft die Krankheit vor allem junge Menschen, besonders junge Frauen? Wie kommt es, dass unterschiedliche Organe befallen werden? Das sind nur einige ungeklärte Fragen. Denn die Erforschung seltener Erkrankungen ist nicht so lukrativ und deshalb weniger intensiv als bei Volkskrankheiten. Als „Stiefkinder“ oder „Waisen“ der Medizin werden seltene Erkrankungen deshalb auch bezeichnet.

Die Probleme fangen schon bei der Diagnose an. Das bekam auch Franziska W. zu spüren. Im Frühjahr 2005 bekam sie nach der Gartenarbeit heftige Schmerzen in den Beinen. Dann bildeten sich rote Knötchen. Der Hausarzt hatte gleich den Verdacht, es könne sich um Sarkoidose handeln. „Aber da ein bestimmter Wert nicht erhöht war, verwarf er seine Vermutung wieder“, schildert die Lehrerin für Deutsch und Musik, die ihren Beruf gegenwärtig nicht ausübt. Die Beschwerden verschlimmerten sich. Also wieder Arztbesuche. Schließlich schickte man sie auf die Nierenstation eines großen Krankenhauses. „Ziemlich schlimm“ sei die Zeit dort gewesen, sagt Franziska W. zögernd. „Man hat mich völlig auf den Kopf gestellt, ohne dass ich wusste, wonach die Ärzte suchten.“ Irgendwann war von Pilzen im Blut die Rede. „Da habe ich nur noch geheult.“ Nach zehn Tagen schickte man sie nach Hause. „Mit einem Riesenstapel Laborbefunde, aber letztlich ohne Diagnose.“ Wieder daheim, hatte sie noch schlimmere Schmerzen. „Ich bin fast gekrochen, so weh taten meine Beine.“ Eine Nachbarin tippte auf eine rheumatische Erkrankung. Nach fünf Wochen in einer Rheumaklinik stand fest, dass Franziska W. Sarkoidose hat. „Fast erleichtert“ sei sie anfangs gewesen. „Zwischenzeitlich vermuteten die Ärzte ja viel Schlimmeres.“

Endlose Suche nach einem Krankenbefund

Verena und ihr Lebensgefährte Ralph (Namen geändert) fühlten sich sogar „wie neugeboren“, als sie nach wochenlanger Angst erfuhren, dass Ralph „nur“ an Sarkoidose erkrankt sei. „Wir haben uns am Ku'damm Currywurst mit Champagner gegönnt und dann zu Hause zwei Stunden lang geheult“, erzählt Verena. Ihr Freund arbeitet, wie sie selbst, im Medienbereich. Schalke-Fan, Indianertyp, ein Mann, der nicht weint, so beschreibt die Sechsunddreißigjährige ihren neun Jahre älteren Lebensgefährten. Aber dann kamen der Husten und die Müdigkeitsattacken. Verena riet, mehr Gemüse zu essen und weniger Cola zu trinken. Der Hausarzt verschrieb medizinische Bäder. Aber es wurde nicht besser. Ralph konsultierte Fachärzte, die Krankheitsszenarien wurden immer bedrohlicher. „Irgendwann hieß es, man müsse davon ausgehen, dass Ralphs gesamter Körper von Krebs befallen sei.“ Bis die endgültigen Ergebnisse da waren, vergingen 48 Stunden: „Der reinste Horror.“ Als sich der Krebsverdacht nicht bestätigte, so Verena, „hätte der Arzt am liebsten gleich eine Champagnerflasche aufgemacht“. Doch bei der Berlinerin folgte schnell die Ernüchterung. „Bei chronischer Sarkoidose ist ja keine Heilung zu erwarten. Und man lebt in ständiger Angst, dass lebenswichtige Organe befallen werden.“

Immerhin scheint man die Krankheit bei ihrem Lebensgefährten relativ früh erkannt zu haben. Manche Patienten laufen jahrelang von Arzt zu Arzt. Schlimm, wenn sie auch noch zu Simulanten oder Hypochondern gestempelt werden. „Bei Sarkoidose kann zum Beispiel das sogenannte Fatigue-Syndrom auftreten“, sagt Nicolas Schönfeld, Oberarzt der Lungenklinik Heckeshorn am Berliner Helios-Klinikum Emil von Behring. Die Patienten fühlen sich erschöpft und überlastet, ohne erkennbaren Grund. Das mysteriöse Müdigkeitssyndrom ist medizinisch anerkannt, aber der Umgang damit fällt oft schwer. Vor allem, wenn noch weitere Beschwerden hinzukommen, gegen die nichts zu helfen scheint.

Gemeinsam mit der Krankheit leben

„Früher habe ich im Garten Bäume gefällt und viele handwerkliche Sachen gemacht“, erzählt Franziska W. „Jetzt gerate ich unheimlich schnell an meine Grenzen.“ Für die Behandlung chronischer Sarkoidose gilt Kortison als Mittel der ersten Wahl. Dadurch werden die Entzündungen im Körper unterdrückt. Doch können die hohen Kortisondosen auf lange Sicht massive Nebenwirkungen haben. Und an der Wurzel packt man die Sarkoidose damit nicht. Da hilft nur eins: „Man muss sein Leben ein Stück weit neu erfinden“, sagte sich Franziska W.. Keine leichte Aufgabe, vor allem mit zwei pubertierenden Jungen und einem Pflegesohn. „Schräg“ schien der Berliner Lehrerin anfangs der Gedanke, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. „Dass man sich nicht wegen gemeinsamer Interessen, sondern wegen einer gemeinsamen Krankheit trifft, hat so etwas Morbides.“ Doch von dem ersten Treffen nahm sie den Eindruck mit, „dass man sein Leben trotz Sarkoidose durch vernünftige Einteilung von Kräften ganz gut in den Griff bekommen kann“.

Selbsthilfevereinigungen sind auch Anlaufstellen für Partner oder Familienangehörige. Oft engagieren sich in den Verbänden Patienten, die auf ihrer jahrelangen Suche nach Informationen selbst zu Experten für seltene Erkrankungen geworden sind. Bei Bernd Quadder, dem Ersten Vorsitzenden der Deutschen Sarkoidose-Vereinigung, war das so. Der Physiker war gerade frisch promoviert, als die Krankheit 1993 im Alter von 34 Jahren bei ihm festgestellt wurde. Nun klärt Quadder Ärzte und Patienten über Sarkoidose auf, drängt auf mehr Forschung und macht Lobbyarbeit für Reformen im Gesundheitswesen.

Organisationen kämpfen für Aufklärung

Einiges wird denn auch mittlerweile für die „Stiefkinder des Gesundheitssystems“ getan. Zu Jahresbeginn wurde in Tübingen das bundesweit erste Behandlungs- und Forschungszentrum für seltene Erkrankungen eröffnet. Auch hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Fördermittel für die Erforschung seltener Erkrankungen deutlich aufgestockt. Ferner wurde der Aufbau von Aktionsbündnissen und Netzwerken intensiviert, um länderübergreifend Initiativen im Kampf gegen seltene Erkrankungen zu bündeln und Forscher, Pharmaunternehmen, Ärzte und Patienten zusammenzubringen. Die europäische Allianz „Eurodis“ vertritt mittlerweile mehr als 423 Patientenorganisationen in mehr als 43 Ländern. Schirmherrin des deutschen Dachverbandes „Achse“ (kurz für: Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen) ist noch Eva Louise Köhler, die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten. Die Köhlers sind persönlich betroffen; ihre Tochter Ulrike leidet an einer seltenen, unheilbaren Augenkrankheit.

In dem großen Organisationsgetriebe, das für den Kampf gegen seltene Erkrankungen geschaffen wurde, erfüllen kleine Rädchen wie die Deutsche Sarkoidose-Vereinigung weiterhin wichtige Funktionen. Auch in der Forschung. Dass man mittlerweile ein wenig mehr über die erbliche Empfänglichkeit für Sarkoidose weiß, ist der früheren Vereinsvorsitzenden Renate Braune mit zu verdanken. Sie hörte von Sarkoidose-Patienten über ähnliche Krankheitsfälle in der Familie; daraufhin wurden genetische Forschungsprojekte angestoßen.

Vor allem aber verweisen die Verbände auf Defizite des Gesundheitswesens, über die auch Patienten mit weitverbreiteten Erkrankungen klagen. Ganz weit oben rangiert bei Sarkoidose-Patienten wie Franziska W. der Wunsch, dass „der ganze Mensch und nicht nur erkrankte Organe behandelt werden“.

 

Quelle: http://www.faz.net / 06. Juli 2010

Bilder vom Gehirn bringen neue Erkenntnisse

Funktionelle MRI oder Diffusions-Tensor-Imaging erlauben den direkten Blick ins menschliche Gehirn - Sie beobachten Veränderung der Zellen bis hin zu Prozessen, die Menschen beim Handeln, Denken und Fühlen aktivieren

Berlin - „Innovative bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanz oder die Diffusions-Tensor-Bildgebung nehmen heute einen wichtigen Platz in der modernen Neurologie ein. Mit ihrer Hilfe können wir Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Demenz, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS, eine degenerative Krankheit des motorischen Nervensystems, Anm.) oder Alzheimer besser verstehen", so Massimo Filippi (Mailand), Mitglied des Komitees des Jahreskongresses der Europäischen Neurologen-Gesellschaft (ENS).

Zu den in der Neurologie bewährten bildgebenden Verfahren, auch Neuro-Imaging genannt, zählen Technologien wie die funktionelle Magnet-Resonanz (fMRI), die Diffusions-Tensor-Bildgebung (Erweiterung der MRT) oder eine Voxel-basierte Morphometrie (VBM). Diese Technologien liefern präzise Bilder von der Struktur des Gehirnes und erlauben es den Ärzten, die funktionellen Vorgänge im menschlichen Hirn zu beobachten: von der Veränderung der Zelle bis hin zu Prozessen, die Menschen beim Handeln, Denken und Fühlen aktivieren. "Wir müssen lernen das Zentralnervensystem zu verstehen, nur so können wir Erkenntnisse über die Entwicklung der Krankheiten gewinnen und bessere Maßnahmen zur Therapie setzen", erklärte Filippi.

Veränderungen kündigen Krankheitsverlauf an

Neurologen erwarten mit Spannung die Ergebnisse mehrerer Neuro-Imaging-Studien auf der ENS-Tagung: "Besonders in den Gebieten Früherkennung und Diagnostik von Demenz, Multipler Sklerose, Parkinson, ALS und Migräne haben wir interessante Erkenntnisse gewonnen" so der Experte. 

Primär Progressiver Multiple Sklerose besser einschätzen

"Wenn wir wissen, wo im Gehirn ein Schaden entsteht, können wir besser auf Krankheiten reagieren und gezielter intervenieren", erklärt Filippi. Er und sein Forscherteam präsentierten auf dem ENS Kongress eine Studie, die sich mit Primär Progressiver Multiple Sklerose befasst (PPMS). Sie zählt zu den schwierigsten Verläufen bei MS, weil die Krankheit nicht schubweise auftritt, sondern sich der Zustand der Patienten konstant verschlechtert. Mittels Diffusions-Tensor-Bildgebung haben die Forscher die "graue Substanz" im Gehirn von MS-Patienten untersucht. Es zeigte sich, dass das Ausmaß von Gewebe-Schäden im Thalamus ein Prädiktor für die von MS ausgelösten Behinderungen nach fünf Jahren stehen. Ärzte und Ärztinnen können nun die Entwicklung von PPMS um bis zu fünf Jahren besser einschätzen. 

Fatigue

In einer anderen Studie konnten Wissenschafter erstmalig das "Fatigue-Syndrom" diagnostisch einschätzen, eine der häufigsten Nebenwirkungen von MS. Betroffene Patienten leiden an ständiger Erschöpfung und sind dadurch stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. In einem Verfahren, das sich Voxel-basierte Morphometrie (VBM) nennt, haben Forscher MS-Patienten mit und ohne Fatigue-Syndrom sowie eine gesunde Menschen verglichen. Tatsächlich zeigten sich Unterschiede: MS-Patienten mit Fatigue-Syndrom hatten einen deutlich größeren Gewebeschwund in der grauen Substanz des linken Frontallappens als die Kontrollgruppen. 

Veränderungen im Gehirn von Migräne-Patienten

Doch nicht immer liefern bildgebende Verfahren Hinweise zur besseren Diagnostik, Früherkennung oder verbesserten Krankheitsverlauf, manchmal müssen auch ganze Krankheitsbilder neu überdacht werden. So gehen Wissenschafter nun davon aus, dass Migräne eine progressive Krankheit ist. "Wir haben festgestellt, dass sich die Gehirnsubstanz von Migräne-Patienten mit der Dauer der Krankheit verschlechtert", so Filippi. Grund für diese Annahme ist eine Studie, in der 82 Migräne-Patienten mit unterschiedlicher Krankheits-Ausprägung miteinander verglichen wurden. Das Ergebnis zeigte, dass die graue Substanz je nach Ausprägung und Dauer der Migräne unterschiedlich betroffen ist.

 

Quelle: http://derstandard.at / 28. Juni 2010, 13:13

Samstag, 10. Juli 2010

DIAGNOSESCHEMA

Die internationale CFS-Falldefinition aus dem Jahre 1994 bietet die Grundlage für einen zuverlässigen diagnostischen Algorithmus, insbesondere bei Erwachsenen.

Kliniker, die CFS bei Kindern und Jugendlichen abklären, sollten ihr Urteil auf Krankheitsverlauf und Vorgeschichte des Patienten stützen.

 

CFS Diagnoseschema

Donnerstag, 8. Juli 2010

Myalgische Enzephalomyelitis/ Chronic Fatigue Syndrom

Labordiagnostik mitochondrialer Funktionsstörungen

Multisystemerkrankungen wie Chronisches Müdigkeitssyndrom, Burn out und Depression haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Lange Zeit schien es für diese keine erklärbare Ursache zu geben.

Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass biochemische Funktionsstörungen auf zellulärer Ebene für diese Symptome verantwortlich sind.

In diesem Online-Vortrag erfahren Sie, welche innovativen diagnostischen Optionen zur Aufklärung von mitochondrialen Funktionsstörungen existieren.

Zum Video (Externe Quelle)

Quelle: medivere.eu

Dienstag, 6. Juli 2010

Krankenkasse muss Kosten für Immunbalancetherapie nicht übernehmen

Therapie nicht vom Gemeinsamen Bundesausschuss zur Behandlung der Erkrankung genehmigt

Eine Krankenkasse ist nicht dazu verpflichtet, einem Versicherten die Kosten für eine Immunbalancetherapie zu erstatten. Dies entschied das Landessozialgericht Baden-Württemberg.

Im zugrunde liegenden Streitfall unterzog sich ein 28jähriger Versicherter nach einer Infektion mit einem Epstein-Barr-Virus zur Behandlung eines bestehenden chronischen Erschöpfungssyndroms einer Immunbalancetherapie. Die Kosten für die Therapie wollte er von seiner Krankenkasse erstattet bekommen.

Gerichte lehnen Erstattung der Therapiekosten ab

Dies sah das Landessozialgericht Baden-Württemberg anders und lehnte einen Anspruch auf Erstattung der bislang dafür aufgewendeten Kosten von rund 73.000,- € in Übereinstimmung mit dem Sozialgericht Heilbronn ab.

Zweifel an Wirksamkeit der Therapie

Es sei bereits zweifelhaft, ob der angewandten Therapiemethode überhaupt ein nachvollziehbares theoretisches Konzept ihrer Wirksamkeit zugrunde liege. Denn bei den vom behandelnden Arzt hauptsächlich verordneten Präparaten handele es sich solche, mit denen sich nach dem Werbeauftritt der Herstellerfirma eine Vielzahl unterschiedlichster Erkrankungen therapieren lasse.

Erkrankung des Klägers nicht lebensbedrohlich

Jedenfalls aber scheitere die Kostenerstattung daran, dass die angewandte Therapie nicht vom Gemeinsamen Bundesausschuss zur Behandlung der Erkrankung genehmigt worden sei und Ausnahmen von Genehmigungserfordernis nicht vorliegen würden. Dies gelte entsprechend für die verordneten Medikamente, soweit es sich nicht ohnehin nur um Nahrungsergänzungsmittel handle, die von der Krankenkasse als Lebensmittel ohnehin nicht zu erstatten seien. Auch eine notstandsähnliche Krankensituation habe nicht vorgelegen, da die Erkrankung des Klägers nicht lebensbedrohlich sei.

(1) Versicherte haben Anspruch auf Krankenbehandlung, wenn sie notwendig ist, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern. Die Krankenbehandlung umfasst

1. Ärztliche Behandlung einschließlich Psychotherapie als ärztliche und psychotherapeutische Behandlung,

...

3. Versorgung mit Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln

...

(1) Die Krankenkassen stellen den Versicherten die im Dritten Kapitel genannten Leistungen unter Beachtung des Wirtschaftlichkeitsgebots (§ 12) zur Verfügung, soweit diese Leistungen nicht der Eigenverantwortung der Versicherten zugerechnet werden. ... . Qualität und Wirksamkeit der Leistungen haben dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen und den medizinischen Fortschritt zu berücksichtigen.

Diese Meldung erschien hier am 28.06.2010.

Montag, 5. Juli 2010

CFS in USA anerkannt

In den USA ist CFS jetzt als medizinisch bestimmbare, körperliche Beeinträchtigung durch eine Leitline anerkannt. Die Entscheiedung ob eine Einschränkung im Sinne einer Schwerbehinderung vorliegt, wird im Einzelfall überprüft.
Lest dazu im EMM Blog:


CFS Finally Recognized As 'Medical Impairment' Under Guidelines
http://www.csn-deutschland.de/blog/en/cfs-finally-recognized-as-medical-impairment-under-guidelines/

Quelle: www.csn-deutschland.de

Gesprächstherapie bei CFS ohne Nutzen

gespraechstherapie

Eine britische Studie bestätigt all jene, die das chronische Erschöpfungssyndrom als körperliche Erkrankung ansehen.

MANCHESTER (ars). Patienten mit Chronic Fatigue Syndrome (CFS) wehren sich vehement gegen die Vermutung, ihre Krankheit sei psychisch bedingt. Schützenhilfe erhalten sie jetzt von Forschern aus Manchester. Nach deren Ergebnissen bringen Therapien, die auf psychische Ursachen ausgerichtet sind, keine Besserung: weder eine pragmatische Aktivierung noch ein Programm, das auf empathisches Zuhören gründet.

Die Wissenschaftler hatten in ihrer Studie Möglichkeiten für ambulante CFS-Therapien untersucht (BMJ 2010; 340: 1777). Nach den Leitlinien des National Institute for Health and Clinical Excellance (NICE) soll die Störung in der Primärversorgung angegangen werden, und zwar mit kognitiver Verhaltenstherapie und stufenweiser Aktivierung. Ob diese beiden Ansätze ambulant nützen, ist jedoch nie untersucht worden.

Die 296 Studienteilnehmer waren im Median seit sieben Jahren an CFS erkrankt und, gemessen nach Skalen wie SF-36 oder Chalder, gravierend in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt.

Mit einer Gruppe machten Pflegekräfte, die eigens eine viermonatige Ausbildung absolviert hatten, eine pragmatische Rehabilitation: Sie erläuterten das Krankheitsbild, ermutigten die Patienten, regelmäßig zu schlafen, Entspannungsübungen zu machen, Konzentration und Gedächtnis zu trainieren und gemeinsam vereinbarte Aktivitäten stufenweise zu steigern.

Die zweite Gruppe erhielt eine Art Gesprächstherapie: Diese Teilnehmer konnten von ihren Sorgen erzählen und sich Lösungen überlegen, während ihr Gegenüber mit Empathie zuhörte, ohne Rat zu erteilen. Beide Programme erstreckten sich über 18 Wochen mit je zehn Terminen. Die dritte Gruppe wurde wie bisher vom Hausarzt betreut.

Nach 20 Wochen hatte sich im Vergleich zu diesen standardmäßig versorgten Patienten mit der pragmatischen Reha signifikant nur die Fatigue, nicht aber die körperliche Leistungsfähigkeit gebessert.

Nach einem Jahr allerdings waren keinerlei Unterschiede mehr festzustellen. Als komplett nutzlos erwies sich das empathische Zuhören: Dadurch hatte sich weder die Müdigkeit noch die körperliche Schwäche verringert.

Quelle: Ärzte Zeitung, 12.05.2010

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